„Es ist nie zu spät, etwas Neues zu lernen.“
Wieslawa Trojan - Altenpflegerin - Residenz Langenhagen

„Es ist nie zu spät, etwas Neues zu lernen.“

Dieser Satz war Wieslawa Trojan bei unserem Interview besonders wichtig, denn er ist ihr Motto. Und soll nicht nur ihres bleiben, sondern Motivation für viele andere werden. Mit 57 Jahren begann Trojan eine Ausbildung zur Altenpflegerin bei der AWO. Seit dem 16.04.2020 ist sie examinierte Fachkraft und arbeitet in der AWO Residenz Langenhagen.

 

Woher kommen Sie und was haben Sie vor Ihrer Ausbildung bei der AWO gemacht?

Wieslawa: Ich kam nach Deutschland 2006. Ich komme aus Polen und ich habe dann hier bei einer Familie fast 10 Jahre als Haushaltshilfe und Kinderbetreuerin gearbeitet. Und nach diesen 10 Jahren war ich erschöpft und konnte nicht weiterarbeiten. Das war für mich so langweilig. Ich habe mich entschieden in die Pflege zu gehen. Ganz spontan. Ich habe dann beim Nordhannoverschen Pflegedienst in Langenhagen gearbeitet.

 

Was hat Sie dazu gebracht nicht mehr ungelernt in der Pflege arbeiten zu wollen, sondern stattdessen noch einmal eine Ausbildung zur Altenpflegerin zu beginnen?

Nach einigen Monaten habe ich schnell gemerkt: „Da fehlen mir die Kompetenzen“. Die Menschen in der ambulanten Pflege haben sich wohl mit mir gefühlt, aber die fragten manchmal: „Warum habe ich das oder jenes?“ Da habe ich schnell gemerkt: „Das weiß ich nicht.“ Ich bin ein Mensch, der neugierig ist und ich wollte die Antworten wissen. Dann habe ich mit meiner Chefin gesprochen und sie hat zu mir gesagt: „Wieslawa, du kannst eine Ausbildung machen.“ Ich habe mir gedacht:“ Ausbildung? Ich bin 57, ich war in Deutschland nicht in der Schule und meine Sprache ist schlecht.“ Sie sagte aber: „Ach, das wird dir gefallen“.

 

Wie ging es dann weiter?

Meine Chefin hat mir ein paar Schulen rausgesucht, zu denen ich hinfahren sollte, um zu fragen, ob sie mich nehmen. Ich bin dann zur Pflegefachschule Hannover in Garbsen gefahren und dort habe ich anderthalb Stunden einen Test gemacht und sie haben gesagt: „Natürlich nehmen wir dich.“ Und ich war mutig und habe einfach angefangen die Ausbildung zu machen.

 

Mit welchem Gefühl sind Sie dann vor drei Jahren in die Berufsausbildung gestartet?

Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, was auf mich zukommt. Ich war neugierig und einfach gut motiviert.

 

Gab es denn Schwierigkeiten für Sie?

Das erste Jahr war unglaublich schwer, weil ich wirklich fast 70% nicht verstanden habe, was die Lehrer gesagt haben. Aber ich bin sehr fleißig. Immer wenn ich nach Hause kam, saß ich stundenlang und habe alles übersetzt. „Was bedeutet das? Wie kann ich das aussprechen?“ Das war harte Arbeit. Echt harte Arbeit. Ich bin in Polen gelernte Grundschullehrerin und ich wusste, wenn ich alles wiederhole und jeden Tag lerne, wird es irgendwann leichter.

 

Und hat es funktioniert?

Das zweite Ausbildungsjahr war viel leichter für mich. Ich fühlte mich viel wohler und es hat Spaß gemacht. Ich habe viel verstanden, konnte erzählen und diskutieren. Aber es macht nicht alles Spaß und in späteren Jahren ist Disziplin sehr wichtig.

 

Wie haben Sie den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe der Auszubildenden erlebt?

Ich hatte viel Verständnis von Kolleg*Innen. Die haben mir viel geholfen und haben mich unterstützt. Danach habe ich dann viel unterstützt und so weiter. Es gab eine große Zusammenarbeit. Wenn ich jemandem helfe erfolgreich zu sein, die helfen dann auch mir. Jeder muss an sich glauben.

 

Was haben Sie während dieser Zeit Neues über sich gelernt?

Ich habe die Erfahrung gemacht, wie man im Team zusammenarbeiten kann. Das war eine riesige Herausforderung für mich. Ich habe vorher meist allein gearbeitet. Und jetzt bin ich plötzlich in einem Team und das war am Anfang nicht sehr leicht für mich. Aber ich bin sehr zufrieden, dass ich diese Erfahrung gemacht habe, denn das war ein riesiger Schritt in meiner Entwicklung. Egal wie alt wir sind, wir lernen ständig neue Dinge.

 

Wie sieht ihr Arbeitsalltag in der AWO Residenz Langenhagen jetzt aus?

Jetzt ist es anstrengend. Ich lerne neue Bewohner kennen und tausend neue Aufgaben. Aber wie gesagt, ich bin gut motiviert und glaube, dass ich jeden Tag weiterkomme und ich habe auch schon viel Neues gelernt. Ich kann zum Beispiel schon Medikamente bereitstellen und verteilen. Ich sage es so: ich bin sehr zufrieden.

 

Wer oder was gibt Ihnen nach einem anstrengenden Arbeitstag Kraft für den nächsten?

Ich gebe mir selbst neue Kraft. Ich bin eine Person mit Lebensfreude und ständig motiviere ich mich selbst. Das habe ich im Laufe meines Lebens gelernt. Ich habe drei erwachsene Kinder und habe viele Jahre meine Kinder allein erzogen. Das war eine harte Schule. Wenn man so einen Weg schon mal gegangen ist, gehen viele Dinge leichter. Ich mach auch viel Sport. Da habe ich auch Spaß dabei.

 

Wie sehr unterstützen Sie ihre Familie bei Ihrem neuen Lebensweg?

Meine Kinder unterstützen mich viel und freuen sich immer mit mir über jeden meiner Erfolge. Das ist vielleicht auch eine Motivation, dafür dass ich meine Arbeit gut mache. Ich merke auch, dass meine Kinder stolz auf mich sind und ich weiß, dass ich ein Vorbild für sie bin. Das macht mir riesige Freude.

 

Was raten sie anderen Menschen, die auch noch später eine neue Ausbildung machen wollen?

Wichtig ist, dass jemand den Willen dafür hat. Denn wenn ich den Willen habe, dann hilft das Leben mir auch dabei etwas zu erreichen. Motivation ist natürlich sehr wichtig, aber Wille ist noch wichtiger. Wenn ich etwas will, dann erledigt sich alles andere von allein. Wenn jemand nicht will, kann ihn kein anderer Mensch motivieren.

 

Wir wünschen Frau Trojan alles Gute auf ihrem weiteren Lebensweg!

 

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